Wochenende im Weltraum

Jederzeit zu einer Fahrt in den Weltraum aufbrechen zu wollen, das spürt man Prof. Ulrich Walter, der zu Gast im hr1 Talk am Sonntagmorgen bei Uwe Berndt war, bei jedem Satz ab. Seit 2003 ist der Physik-Professor Inhaber des Lehrstuhls für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität München.

Prof. Walter ist einer von 12 Deutschen, die sich die Erde aus dem All anschauen durften. Zehn Tage lang kreiste der Wissenschaftler in der Raumfähre Columbia im Jahr 1993 um unseren blauen Planeten.

Im Podcast kommen Moderator Uwe Berndt und Prof. Walter dann auch zum Thema kommerzielle Raumfahrt. Können sich bald die Superreichen leisten, einen kleinen Ausflug ins Weltall zu machen, will Berndt wissen?

Der ehemalige Astronaut und Wissenschaftler hat hier eine ganz eigene Sicht und erzählt:

Internationale Raumstation
Credit: NASA

Ja, die ersten Flüge sind noch teuer.

Wenn man sich heute einen Flug zur Raumstation kaufen will, kostet das ungefähr 50 Millionen. Aber wenn das in ein paar Jahren, in 10 Jahren, um den Faktor 100 runter geht – und in dem Szenario sind wir jetzt mitten drin -, dann wird man sich das leisten können.

Man wird nicht jedes Jahr da hoch fliegen, das ist klar, aber einmal im Leben, ich glaube, dann wird sich das jeder.. Mehr braucht man auch wirklich nicht. Einmal im Leben von oben auf die Erde schauen, um zu sehen, dass die Dinge auf der Welt doch ganz anders sind, als in unserem Kopf – das ist die Sache wert.

Zu Hotels im Weltall befragt, sagt Prof. Walter:

Es gibt einige Unternehmen, die konkret das Geld haben und die NASA unterstützt sie darin. Insgesamt gibt es drei Unternehmen, die machen Folgendes: Die nehmen die Raumstation, die jetzt existierende Raumstation, bauen da ihre Hotelmodule dran und docken sie dann ab, um daraus autonome Weltraumhotels zu machen und – und das ist ja auch noch wichtig -, wir brauchen die Zubringer. Und das ist genau jetzt der Elon Musk und der Jeff Bezos, die haben ja jetzt auch die Raumtransportschiffe, um uns – die Leute – zu diesen Hotels zu bringen. Das heißt, es wird wirklich in den nächsten Jahren ein wirklicher Weltraumhotel-Tourismus entstehen. Und das finde ich toll.

Moderator: Aber Sie glauben – und jetzt ernsthaft -, dass es eine gute Idee sei, möglichst viele Leute ins Weltall zu schießen, weil man dann.. Warum, glauben Sie, ist das wichtig, dass ich ein Wochenende im All verbringe?

Ja, das ist deswegen wichtig, weil wir Menschen auf der Erde diesen ganz blöden Gedanken haben, dass wir Kriege führen, dass es Nationen gibt und dass wir uns deswegen in die Haare kriegen müssen. Und dann sind Sie da oben und schauen runter und Sie sehen keine Grenze zwischen der Ukraine und Russland oder Ukraine, Polen, wie auch immer. Sowas gibt’s gar nicht. Sowas gibt’s nur in den Köpfen. Und nur wenn Sie das wirklich mit den eigenen Augen sehen, wenn Sie die wirkliche Schönheit der Erde sehen, dieses Blau der Meere, jeder Kontinent hat seine Farbe. Und Sie sehen, wir sitzen alle in einem Boot. Es gibt nur dieses eine Boot und wir torkeln in diesem Boot durch die unendlichen Weiten des Raumfahrtozeans. Keiner hilft uns. Und dann haben Sie wirklich verstanden, dass wir uns selber helfen müssen, nicht mit Kriegen, sondern es geht ums Überleben. Und dazu muss man oben gewesen sein und das mit eigenen Augen gesehen haben. Es reicht nicht, wenn ich Ihnen das jetzt hier erzähle.

Und natürlich antwortet Prof. Walter auf die Frage, ob er denn gerne nochmal ins All fliegen würde: „Natürlich will ich hochfliegen, aber ich habe das Geld nicht.“

hr1-Talk mit dem Physik-Professor Ulrich Walter „Wissenschaft im Weltraum ist wie Torte mit Schlagsahne“

Eine Kurz-Information zum Talk sowie einen Hinweis auf das neue Buch von Prof. Walter „Die verrückte Welt der Physik – Astronaut Ulrich Walter erklärt fast alles“ gibt es hier.

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