Kleine Dresdener Straße Wehen

Soll an der Kleinen Dresdener Straße in Taunusstein-Wehen ein Pfadfinderlager vorbereitet werden? Und für die Hütten im Wald wurden schon Holzlatten miteinander verbunden?

Eher wahrscheinlich ist, dass Wildschutzzäune, auch Weisergatter genannt, entweder von HessenForst oder der Stadt Taunusstein errichtet wurden, um eine geplante Neuanpflanzung von jungen Forstpflanzen vor Wildverbiss zu schützen.

Aber von vorne.

Was war passiert?

Anfang Juli 2021, wahrscheinlich beginnend am 8. Juli, arbeiteten Mitarbeiter von HessenForst, beauftragt durch die Stadt Taunusstein, ihre Anweisung ab, ein großes Waldstück auf einer Breite von gut 30 Metern inmitten der Vegetationszeit dem Erdboden gleich zu machen. Rund 70 Jahre alte, gesunde Bäume fielen Stück für Stück der Motorsäge zum Opfer, darunter Buchen, die besonders geschützt waren, Eichen, Eschen, Ahorn. Diese Aktion konnte nicht unbemerkt bleiben und hat Anwohner, viele Taunussteiner Bürger und Mandatsträger überrascht und zornig gemacht.

Unter der Überschrift „Kahlschlag Kleine Dresdener Straße – Offener Brief“ hat der BUND Taunusstein im Sommer 2021 einen Offenen Brief an Bürgermeister Sandro Zehner geschrieben und auf seine Webseite gestellt.

Unter der Überschrift „Ärger über Kahlschlag bei Wehen“ berichtete dann am 21. Juli der Wiesbadener Kurier. Redakteur Mathias Gubo schrieb, dass der ‚Kahlschlag am Waldrand an der Kleinen Dresdener Straße in Wehen für Unverständnis und Unmut gesorgt‘ habe und fragt: „Warum wurden dort gesunde Buchen gefällt?“ Gubo zitiert den Taunussteiner Bürgermeister:

Die Maßnahme war geplant, da die Bäume entlang der Straße ausgewachsen sind und im Sinne der Verkehrssicherungspflicht ein potenzielles Risiko für die bestehende sowie geplante neue Bebauung der Kleinen Dresdener Straße darstellen.

Hierzu ist anzumerken, dass nach Wegfall des § 6 Abs. 15 HBO 1993 (Waldabstand) die Hessische Bauordnung in ihrer aktuellen Fassung einen Abstand hin zum Waldrand nicht mehr vorgibt.

Der inzwischen in den wohlverdienten Ruhestand gegangene Kurierredakteur hat eine weitere Aussage des Bürgermeisters im Wortlaut aufgeschrieben:

Bei der Waldrandgestaltung werden große Bäume entnommen und ein windabfangender und ökologisch hochwertiger, gestufter Waldrand im Herbst neu angepflanzt, der künftig Tieren und unterschiedlichen Pflanzenarten Lebensraum bietet.

Tatsächlich bezeichnen Forstarbeiter das Fällen von Bäumen verharmlosend mit den Worten „entnehmen“. In Wirklichkeit stirbt ein Baum, wenn er umgesägt wird. Und die Bäume an der Kleinen Dresdener Straße waren zudem gesund und nicht vom Borkenkäfer befallen und somit krank wie viele andere, besonders Fichten, in den vergangenen Jahren. Es fällt weiter auf, dass der Bürgermeister von einer Neubepflanzung im Herbst redet. Inzwischen ist Januar und der Herbst lange vorbei.

Das Dilemma, indem die Stadt Taunusstein in Sachen Abholzung an der Kleinen Dresdener Straße steckt, hat es dann auch in die Stadtverordnetenversammlung (StVV) geschafft. Das Thema war am 25.11.2021 auf der Tagesordnung des Stadtparlaments und wurde dann in den Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (SUM) verwiesen, der am 02.02.2022 um 19:00 im Bürgerhaus TAUNUS in Hahn tagen soll, mit der Intension, eine gemeinsame tragfähige Lösung zu erörtern. Die SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung hatte da einen Antrag zu Ausgleichsmaßnahmen wegen der Abholzung eingebracht und gefordert:

  1. Die Stadtverordnetenversammlung greift die Initiative des BUND Taunusstein auf, die dieser in einem offenen Brief an den Bürgermeister zu den Baumfällungen im Zusammenhang mit der Umsetzung des Bebauungsplanes „Kleine Dresdner Straße“ herangetragen hat. Konkret geht es nach den Vorstellungen des BUND Taunusstein darum, einen ökologischen Ausgleich für den durch die Abholzungen entstandenen Schaden an Natur und Umwelt zu schaffen.
  2. Die Angelegenheit soll auf die Tagesordnung des zuständigen Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt genommen werden. Im Ausschuss ist die Angelegenheit mit den im offenen Brief vom BUND vorgeschlagenen Ausgleichsmaßnahmen gemeinsam mit Vertretern des BUND Taunusstein und der Stadtverwaltung im Interesse einer tragfähigen Lösung zu erörtern.

Die Stadt hat sich derzeit daher nicht öffentlich zu einem Ausgleich (z. B. 1:1 nach Anzahl der gefällten Bäume oder Neupflanzung innerhalb einer definierten Fläche) bereiterklärt.

Nun war am Donnerstag zu sehen, dass in diesem Bereich der Kleinen Dresdener Straße vonseiten HessenForst oder der Stadt Gatter aufgestellt worden waren, die offensichtlich die geplante Neuanpflanzung mit Niedriggehölzen schützen soll. Und wieder einmal ist der avisierte und von Bürgermeister Zehner geforderte Zeitplan bei HessenForst ignoriert worden oder hat sich mangels Priorisierung oder Kapazitäten an Forstmitarbeitern nicht umsetzen lassen. Augenscheinlich wachsen unter der dünnen Schneedecke noch keine jungen, frisch eingesetzten Forstpflanzen heran. Sträucher und tief beastete Bäume, also niedrig wachsende Baumarten sollen an der Stelle gesetzt werden, an der bis vergangenen Sommer prächtige hohe, gesunde, alte Bäume ihre Heimat hatten.

Inzwischen ist bekannt, dass die Stadt Taunusstein beabsichtigt, den Betreuungsvertrag für den Stadtwald mit dem Dienstleister HessenForst zu kündigen und die Bewirtschaftung des Stadtwaldes selbst in die Hand zu nehmen mit eigenem Revierförstern unter der Überschrift „Bürgerwald“.

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