VZ 250 – Durchfahrt verboten

Wie kann die Stadt Taunusstein nur auf die Idee kommen, Straßen zu sperren, durch die schon Generationen von Fahrzeugen durchgefahren sind?

Durchfahrt verboten – Verbot für Fahrzeuge aller Art – Zeichen VZ 250

Im Januar dieses Jahres war plötzlich die Durchfahrt auf der Erlenmeyerstraße in Wehen hoch zum Friedhof mit einem Verkehrsschild „Durchfahrt verboten“ gesperrt. Ausgenommen waren Lieferfahrzeuge einer bestimmten Firma, wie auf dem unter dem Verkehrszeichen angebrachten Zusatzschild zu lesen war.

Ich war zu Fuß in diesem Straßenabschnitt unterwegs und wäre niemals auf die Idee gekommen, dass die Straße gesperrt ist. Der Autoverkehr war wie eh und je in beide Richtungen vorhanden. Es gab in der Regel nicht eine Sekunde Zögern, ob es denn statthaft sei, in den gesperrten Bereich einzufahren. Also habe ich nachgesehen, ob oben an der Abzweigung zur Mainzer Allee ebenfalls eine Straßensperre eingerichtet war. Und ja, auch in die Gegenrichtung gab es dieses Verkehrszeichen VZ 250.

Tatsächlich überlegte ich dann einen Augenblick, da meine Führerscheinprüfung im vergangenen Jahrtausend stattgefunden hatte, ob hier zwischenzeitlich eine Wahlmöglichkeit für die gestressten Autofahrer, die einfach nur schnell von A nach B kommen wollen, eingerichtet worden sei. Hm, nein, ein kurzer Online-Check ergab, dass der Gesetzgeber hier keine Änderung vorgenommen hatte. Arbeiten die Fahrschulen heutzutage nicht mehr die wichtigsten Verkehrszeichen im Unterricht ab?

Links im Tweet ist das Verkehrszeichen mit dem roten Kreis vom Parkplatz am Friedwald aus zu sehen. Tatsächlich hätte die Stadt sich die Sperrung der Erlenmeyerstraße aus mehreren Gründen sparen können. Wäre im Januar Schnee gefallen, hätte eigentlich auch ein Parkverbot greifen sollen, zusätzlich zum Durchfahrverbot, welches die im vergangenen Jahr angereisten auswärtigen Schneetouristen an einer ungebremsten Nutzung des Stadtwaldes hätte hindern sollen. Aber wenn schon die Einheimischen eine behandlungsbedürftige Blindheit Verkehrszeichen gegenüber besitzen, wären auch Gäste diesem „Vorbild“ sicher gefolgt und hätten jegliche Beschilderung ebenfalls ignoriert. Im vergangenen Jahr im Januar versuchte die Stadt, Waldwege auch durch Anbringen von Flatterbändern zu sperren. Manche dieser Bänder wurden „ordentlich“ an die Seite gelegt, andere einfach nur abgerissen. Vom Massentourismus hinein in den – zugegebenermaßen wunderschön verschneiten – Stadtwald mit all den unschönen Nebenerscheinungen wie rücksichtslosem Fahr- und Parkverhalten sowie nachhaltigen Schäden an Feldern, Privateigentum und der Natur haben sich die Menschen nur schwer abhalten lassen.

Hat die Stadt Taunusstein aus dem gescheiterten Sperrversuch der Erlenmeyerstraße gelernt? Nein, die Stadt hat einen weiteren Feldversuch, wieder in Wehen, aber diesmal in der Mainzer Allee gestartet. Hier finden derzeit Kanalbauarbeiten statt und – wie die Pressemitteilung der Stadt beschreibt – ist voraussichtlich bis zum 1. Mai die Mainzer Allee in Wehen, angefangen knapp oberhalb der Einmündungen der Baumgartenstraße / Ibellstraße bis knapp unterhalb der Einmündung der Karl-Meister-Straße gesperrt. Eine Umleitung ist ausgeschildert. Ein Zusatzschild unter dem Verkehrszeichen VZ 250 erlaubt die Zufahrt hinein in den gesperrten Bereich auf das Kirchengelände der Pfarrei Herz Mariä.

Ein bisschen sieht es so aus, als ob die Taunussteiner glauben, es sei ins eigene Ermessen gestellt; wenn es gerade so passt, dann hält man sich an das eine und andere Verkehrszeichen, wenn aber nicht, dann hat man die Freiheit der Interpretation, kann also ein „Durchfahrt verboten“ einfach ignorieren. Vereinzelt wird die ausgeschilderte Umleitung genutzt, die weitaus größere Zahl der Anwohner des Neubaugebietes sowie Besucher des Friedhofes und des Parkplatzes am Friedwald fahren durch den gesperrten Bereich. So ist die Familie schneller daheim und wenn keine Bauarbeiten stattfinden, wird ja niemand gefährdet. Ich bin auf die Seite gegangen, um die Fahrzeuge vorbeizulassen. Schließlich gehöre ich als Fußgänger ja auch nicht auf die gesperrte Straße und bin von zwei Verkehrsteilnehmern auch noch in der deutlich unterlegenen Position.

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